Bedarf an Kinderkrankenpflege steigt – VICA sucht neue Mitarbeitende
Helena lacht Lisa Becker an. Sanft streichelt diese ihr den Arm. Lisa Becker betreut das 11-jährige Mädchen aus Heek, das mit einer Vielzahl von Behinderungen lebt.
„Sie kann nicht sitzen oder Kopf oder Arme heben, nicht essen, nicht richtig schlucken und wird deshalb durch eine Magensonde ernährt. Sie kann nicht husten und hat Probleme mit der Lunge, daher ist sie oft verschleimt und muss abgesaugt werden. Sie hat oft Krämpfe oder hält die Luft an, so dass sie Medikamente oder Sauerstoff benötigt, außerdem schläft sie kaum – maximal zwei Stunden in der Nacht“, zählt die Kinderkrankenpflegerin der Christophorus VICA auf. „Insgesamt benötigt Helena rund um die Uhr eine intensive, permanente Betreuung durch spezielle Pflegefachkräfte“, zieht sie ihr Fazit. Doch Helenas Betreuung ist ungewiss: Obwohl mehrere Experten wie Haus- und Kinderarzt, ein Facharzt für Kinderorthopädie und weitere Ärzte Helena untersucht haben und eine durchgängige Betreuung durch einen Pflegdienst für notwendig halten, sieht die Krankenkasse laut Eltern den Fall anders: Sie möchte nur in den Nachtstunden die Betreuung finanzieren. Schon zum dritten Mal haben sich deshalb die Eltern in ihrer Verzweiflung mit einem Eilantrag an das Sozialgericht gewendet. Dieses hat jeweils in einer Einstweilige Verfügung angeordnet, dass der Pflegedienst auch tagsüber zumindest für 10 Stunden weiterbetreuen kann – dies gilt jedoch immer nur für eine gewisse Zeit.
„Ohne professionelle Hilfe kann Helena nicht zuhause leben“, erklärt Lisa Becker. Auch mit der Unterstützung durch uns sind die Eltern schon sehr, sehr gefordert“, stellt sie klar: „Sie sind neben der Berufstätigkeit abwechselnd zuhause, unterstützen tatkräftig, und pflegen die Tochter am Wochenende und wenn Pflegefachkräfte zurzeit z. B. wegen Corona ausfallen, alleine. Sie kochen das Essen frisch und pürieren es für die Sonde, sie schreiben Anträge für Medikamente, Geräte und Hilfsmittel.“
Helena, Sandra und Aleksandar Vasiljkovic sind nicht die einzigen Betroffenen. Viele Kinder mit Betreuungsbedarf sind im Krankenhaus und können ohne professionelle Hilfe zuhause nicht entlassen werden.
Christophorus VICA Die ambulante Pflege bietet die hier notwendige Kinderkrankenpflege an. „Jede Woche melden sich verzweifelte Eltern oder Organisationen wie das Brückenteam, der Bunte Kreis oder Königskinder, Tendenz steigend“, erklärt VICA-Geschäftsführer Jochen Fallenberg. „Doch wir können natürlich nur Kinder im Pflegedienst annehmen, wenn wir das Personal haben. Unsere jetzigen Pflegekräfte betreuen etliche Kinder zwischen 4 Monaten und 15 Jahren, sie sind komplett ausgelastet.“
Deshalb sucht die VICA dringend Kinderkrankenschwestern oder -pfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen und Altenpfleger:innen mit der Möglichkeit der Weiterbildung zum Basiskurs außerklinische Beatmung (Infos siehe Kasten).
Lisa Becker hat Helena inzwischen angezogen. Die Sonne scheint und sie hat spontan beschlossen, mit ihr im Rollstuhl spazieren zu fahren: „Die Medikamentengaben sind natürlich festgelegt, bei allem anderen aber kann man sich nach den Bedürfnissen des Kindes richten. Ist das Wetter schön, gehen wir raus. Ist sie gutgelaunt, können wir Musik hören, baden usw. Alles ist sehr familiär und vor allem sehr selbstbestimmt. Ich möchte keine andere Pflege mehr machen.“
Die Betreuung von schwerstbehinderten Kindern
Die Mitarbeitenden betreuen schwerstbehinderte Kinder teilweise mit Tracheostoma und Beatmung im Tagdienst oder in Nachtwachen. Teilweise können die Kinder in den Kindergarten oder in die Schule begleitet werden. Die Arbeitszeiten sind flexibel, es gibt Mini-, Teilzeit- und volle Stellen. Neue Teammitglieder werden sehr gründlich eingearbeitet, lernen Patient:innen, Elternhaus und Geräte kennen. Selbständig arbeitet man erst, wenn man sich sicher fühlt. Ein kleines Team betreut jeweils ein Kind, so kann man sich einerseits austauschen und abwechseln, anderseits hat das Kind wenige enge Bezugspersonen. Bei Bedarf durchlaufen die neuen Mitarbeitenden die Fortbildung Außerklinische Beatmung. Interessierte melden sich gern bei Lisa Becker unter Tel. 0171 7637280.